Southside 2019:

Reden über den Rausch und das Risiko


Auf spielerische Art und Weise widmet man sich beim Southside dem Thema Rausch und Risiko.

Artikel aus "die Schwäbische" vom 17. Juni 2019:

Für viele gehört ein Rausch bei einem Festival dazu: Sei es der Rausch vor Glück, seine Lieblingskünstler zu sehen, der Rausch von zu viel Alkohol oder der Drogenrausch. Wenn beim Southside-Festival am kommenden Wochenende wieder tausende Festivalgäste nach Neuhausen pilgern, wird auch eine Crew der Suchtprävention vor Ort sein, um das Partyvolk für das Thema Rausch und Risiko zu sensibilisieren.
 
 Statt Schulen zu besuchen oder in Form von Streetworkern auf Jugendliche zuzugehen, sieht das Konzept beim Southside etwas anders aus. Junge, ausgebildete Fachkräfte mischen sich aktiv unter die Festivalgäste. „Für uns ist das ein Stück weit Neuland“, sagt Sabine Lang, Referentin für Prävention beim Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation, im Gespräch mit unserer Zeitung.
 
 Wie sie berichtet, sei das gar nicht so einfach. Ein Grund: Fördergelder sind notwendig. In Neuhausen funktioniert das, weil der Verband von der hiesigen Hildegard und Katharina Hermle-Stiftung unterstützt wird. „Die Spende ermöglicht, dass wir die Aktion anbieten können“, sagt Lang. In diesem Jahr ist der Landesverband zum zweiten Mal auf dem Festival vertreten. Dazu tun sich mehrere Fachstellen zusammen. Im Take-off Gewerbepark werden hauptsächlich hauptamtlich tätige Kräfte vertreten sein, freut sich Lang. „Das sind Suchtpräventionsfachkräfte, die Bock haben.“ Die Crew besteht aus Mitarbeitern der Beratungsstellen Tuttlingen, Rottweil, Villingen-Schwenningen, Singen und Tübingen, zählt Lang auf.
 
 Und sie betont: Suchtprävention müsse viele Ansätze haben und versuchen, die Leute auch mit modernen Konzepten zu erreichen. Beim Southside sieht das so aus, dass das Team in einer Lounge aufgesucht werden kann. Geboten werden unter anderem Mitmachaktionen, wie beispielsweise Flaschendrehen. Gestellt werden Fragen rund um den Drogenkonsum. Gut vorstellen könnte sie sich in Zukunft auch den Einsatz von Tablets, doch dazu würden derzeit noch Fördergelder fehlen. Darum stehe am kommenden Wochenende das direkte Gespräch mit den Fachkräften im Fokus.
 
 „Es ist eine Kunst, sich so zu präsentieren, dass man nicht als Gutmensch oder Spaßbremse auftritt“, gibt Lang zu. Denn einerseits sollen die Unterhaltungen mit den Festivalgästen ansprechend sein, sie andererseits aber auch zum Nachdenken anregen, erläutert sie. Aber ohne den Moralapostel spielen zu wollen. „Wir wollen einfach ins Gespräch gehen und wünschen uns mehr Offenheit“, sagt Lang, die auch gerne enger mit den Festivalbetreibern zusammenarbeiten würde. Das Ziel der Aktion: Das Tabu, nicht über Räusche und deren Risiko zu sprechen, soll gebrochen werden.
 Bei illegalen Drogen nicht so leicht, die Tür aufzubekommen
 
 „Vorrangig geht es um Alkohol“, nennt Lang das Hauptrauschmittel. Darüber zu sprechen, sei mit am einfachsten. Aber auch über Canabis-Konsum werde gesprochen. „Bei illegalen Drogen ist es aber gar nicht so einfach, die Tür aufzubekommen“, berichtet sie ihre Erfahrungen. Im vergangenen Jahr haben sich einige Standbesucher erkundigt, wohin sie sich wenden könnten, wenn sie ihren Cannabiskonsum reduzieren wollten, berichtet Lang. Einige äußerten auch Sorgen, die sie sich wegen Freunden oder Familie machten. Aber auch viele Neugierige hätten das Gespräch gesucht.
 
 Während in Neuhausen das Southside steigt, findet in Scheeßel (Niedersachsen) das Schwester-Festival Hurricane statt. Eine Kooperation mit dortigen Präventionsverbänden gibt es bisher nicht. „Seit kurzem haben wir einen Schwesternverband in Thüringen. Und es ist geplant, ein breiteres Netzwerk aufzubauen. Dann können sich die Crews gegenseitig unterstützen“, blickt Lang in die Zukunft.

 Sabine Lang
 Referentin für Prävention


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